Selig? Unseliger Umgang mit einem Mord.

Dieses Weg-Wort ist für einmal nicht sonderlich ökumenisch ausgerichtet. Es setzt sich – aus reformierter Perspektive geschrieben – kritisch mit einer Seligsprechung der katholischen Kirche auseinander.

Mich hat der Besuch einer Kirche in Nordfrankreich dazu gebracht. Der Priester Jacques Hamel, der 2016 während der Feier der Messe von zwei vom Islamischen Staat beeinflussten Fanatikern umgebracht wurde, hatte früher hier gewirkt. In einer Seitenkapelle wird seiner gedacht. Und: Es wird auf seinen weit fortgeschrittenen Seligsprechungsprozess hingewiesen.

Ich hatte von diesem Verfahren nichts gewusst und war völlig irritiert. Der arme Mann wird bereits jetzt als Märtyrer des Glaubens verehrt und wird vermutlich in einigen Jahren ein Heiliger sein. Dabei ist er nichts anderes als Opfer eines Verbrechens. Nach allem, was man darüber liest, wollten die Täter nicht Hamel umbringen, sondern einfach irgendeinen Priester. Er war schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort. Hamel wurde nicht wegen seiner persönlichen Haltung, wegen irgendwelcher Aussagen oder wichtiger Handlungen ermordet. Er ist kein Kämpfer für den Glauben gewesen, sondern ein normaler betagter Kirchenmann, der in tragischer Weise Pech hatte.

Und dies finde ich eben so irritierend an diesem Seligsprechungsverfahren: dass es dem betroffenen Menschen nicht gerecht wird. Und noch schlimmer: Mir scheint, es habe eine islamfeindliche Schlagseite. Denn es stilisiert diesen Mord zu einem Kampf der «bösen Muslime» gegen die «guten Christen» empor. In Wahrheit handelt es sich aber um eine Tat zweier irregeleiteter 19-Jähriger, die durch Propaganda radikalisiert wurden und vom muslimischen Glauben kaum eine Ahnung hatten. Sie stehen nicht für den Islam.

So dient die zu erwartende Seligsprechung eher dazu, Wahrheit zu vernebeln, anstatt die Blicke zu schärfen. Hamel hätte etwas Besseres verdient.

Abb: Église de Saint-Étienne-du-Rouvray, Ort der Ermordung von J. Hamel. 2017. Foto : Giogo. Wikimedia Commons