Service non public
Es ist ein Trend, der rapide zunimmt: Man kann Dienstleistungen nicht mehr mit Bargeld bezahlen, sondern nur noch über eine Kreditkarte oder mittels QR-Codes. Auf dem Zwischengeschoss des Hauptbahnhofs Zürich, wo sich die Bahnhofkirche befindet, ist die WC-Anlage z.B. nur noch mit Karte zugänglich. Und kürzlich musste ich ein Schliessfach in einem Bahnhof über den dort angegebenen QR-Code mit dem Natel öffnen und bezahlen. Ein unsäglich bemühender Prozess, der mindestens dreimal so lange dauerte wie das Einwerfen von Münzen.
Durch unsere Tätigkeit wissen wir Mitarbeitenden der Bahnhofkirche, dass armutsbetroffenen Menschen oft genau diese Dinge fehlen: Kreditkarten und Natel. Was sie aber meist auf sich haben, ist etwas Kleingeld.
Und Betagte oder kognitiv Beeinträchtigte? Sie kommen bei der Handhabung von Kartengeräten schnell an Grenzen. Bei den komplizierten Bezahlverfahren mit QR-Code und Eintippen von Kreditkartennummern sind sie sowieso abgehängt.
Dass man eine Toilette nutzen, sich für einen Moment seines Gepäcks entledigen kann – das sind Grundbedürfnisse. Und es gehört zum Service public, solche Dienstleistungen niederschwellig anzubieten. Geldnoten und Münzen sind immerhin offiziell anerkannte Zahlungsmittel.
Es fällt mir schwer, in den oben geschilderten Zuständen keine Diskriminierung von Menschen zu sehen, die sowieso schon an den Rand gedrängt sind.
Abb: Zürich HB, Schliessfächer, 2019. Foto: Ank Kumar. Wikimedia Commons