Spiegel des Göttlichen

Inzwischen sind die Tage deutlich kürzer geworden, und das natürliche Licht nimmt weiter ab. Ich sehne mich nach Aufhellung, für meine Augen und für meine Seele. Den meisten Menschen geht es ähnlich, in dieser Zeit sind depressive Verstimmungen ziemlich verbreitet. Gerade jetzt beginnen das neue Kirchenjahr und die Vorbereitungszeit auf Weihnachten. So als wolle uns die Glaubenstradition aufmuntern: Egal, wie düster und garstig es im Aussen auch sein mag: Der göttliche Beistand ist ganz nahe und will unser Herz wärmen, erhellen und beruhigen.

Ausschnitt der Krippe von Javier Sullca Huamán
Ausschnitt der Krippe von Javier Sullca Huamán

Es erfüllt mich mit Freude, dass in den kommenden Wochen die Kapelle der Bahnhofkirche etwas heller als sonst erscheint, erfüllt von einem besonderen Licht. Das hat mit der Krippe zu tun, die während der Advents- und Weihnachtszeit hier aufgestellt ist. Sie stammt aus Peru und ist aus dünnen verlöteten Silberblechen gearbeitet. Die Beleuchtung wird von den glänzenden Flächen zurückgeworfen, und das hellt den Raum der Stille mehr als üblich auf.

Die schimmernde Metallfolie ist ein überraschendes Material für eine Krippe. Jegliche Farbe fehlt, die Figuren erscheinen zart und verletzlich. Beim eingehenden Betrachten finde ich das Silber der Krippe dann sehr passend. Früher hat man zur Spiegelherstellung dieses Edelmetall verwendet, denn es reflektiert das Licht besonders gut. Im übertragenen Sinn spiegelt eine Krippe das Wirken Gottes wider, der sich in die einfachsten Verhältnisse unseres Daseins hineinbegibt, um ganz mit uns Menschen zu sein.

Und dann erhält die Silberkrippe für mich einen tiefen Sinn: Die Szene von Weihnachten und das Beispiel Jesu laden mich ein, selbst Spiegel des Göttlichen zu sein und sein Licht in das Dunkel der Welt hinein zu reflektieren.