Teil des Ganzen
Kürzlich war ich mit einer Freundin in Genf im CERN. Ihr Sohn, ein in Paris lebender experimenteller Musiker und Komponist zeitgenössischer klassischer Musik, wurde ins CERN eingeladen, um in Zusammenarbeit mit Teilchenphysikern den Sound nuklearer Teilchen zu ergründen. Ein phantastisches Projekt beruhend auf der Kernaussage jahrtausendealter spiritueller Traditionen, dass die Welt, der ganze Kosmos Klang sei. Ähnlich hatte sich im 6. Jh. v. Chr. der griechische Mathematiker und Mystiker Pythagoras geäussert, und später auch der deutsche Astronom Johannes Kepler (1571-1630) mit seiner Theorie der Sphärenharmonie, verkürzt gesagt mit seiner Lehre vom Sound der Planten auf ihrem Ritt durchs All.
Nach dem Rundgang durch die Ausstellung, in der en miniature gezeigt wird, was 100 Meter unter dem Erdboden im weltgrössten, 27 Kilometer Ringleitung umfassenden Teilchenbeschleuniger (LHC) alles abgeht und erforscht wird, bin ich vor lauter Staunen tief verstummt. Ach, wie nichtig doch der Mensch, der sich so wichtig nimmt! Ja, wer sind wir im Ganzen des gigantisch grossen wie gigantisch kleinen Universums?
Im CERN-Shop habe ich in einem die Geschichte des LHC illustrieren Band eine von Albert Einstein formulierte grandiose Antwort auf meine Frage gefunden. Sie lautet: „Ein menschliches Wesen ist ein Teil des Ganzen, das wir Universum nennen, ein in Raum und Zeit begrenzter Teil. Es erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als etwas von allem Getrenntes – eine Art optische Täuschung seines Bewusstseins. Dies Täuschung ist für uns eine Art Gefängnis… Unsere Aufgabe muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien.“
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