Teuflisch

Bilder von Dämonen und vom Teufel haben sich in unserer Kultur tief ins kollektive Bewusstsein eingeprägt. Die christliche Kunst hat eine Unmenge an Darstellungen dieser Wesen – wie hier abgebildet – produziert. Der Teufel (ganz unten): Ein Mischwesen zwischen Raubvogel, Reptil und Wolf. Die Dämonen sind gruselige Gestalten zwischen Echsen, Hunden, Vögeln, Fischen, Insekten – und auch mit menschlichen Zügen.

Dabei geht die Bibel selbst äusserst zurückhaltend mit der Beschreibung des Dämonischen um. Die Schilderung des Satans im 12. Kapitel der Offenbarung dürfte allerdings eine wichtige Quelle für die späteren Vorstellungen sein. Hier ist von einem Drachen mit Hörnern und Schwanz ebenso die Rede wie von einer Schlange. Wichtiger waren aber wohl ausserbiblische Vorstellungen von dämonischen Wesen, wie z.B. dem Basilisken.

Und auch in Bezug auf die Hölle bleibt die Bibel übrigens karg. Die frühen Schriften des Ersten Testaments kennen sie gar nicht! Sie sprechen von einem Totenreich, das nichts anderes ist als ein Ort, wo die Verstorbenen versammelt werden. Erst spät ist der Glaube an die Verbannung der Sündigen in die Hölle mitsamt der qualvollen Strafen aufgekommen.

Warum lassen uns die Bilder des Teuflischen dann nicht kalt? Weil sie so wahnsinnig viel mit uns selbst zu tun haben! Sie sind Spiegelbilder unserer Abgründe. Das Tierische: Bild für all das, was wir so schlecht kontrollieren können. Für die Triebhaftigkeit, für unsere erschreckende Fähigkeit zur Gewalt. Und Mischwesen lassen sich als Sinnbild für eine Verstörung der göttlichen Ordnung verstehen. Sind nicht wir es, die die Ordnungen – z.B. des Ökosystems oder des friedlichen Zusammenlebens – zerstören? Nötig haben wir also nicht die Befreiung vom Teufel und seinen Dämonen, sondern die Versöhnung mit den Abgründen in uns selbst.

Abb: Jüngerer Zürcher Nelkenmeister, Michaels-Altar, Jüngstes Gericht, rechte Tafel, um 1490, Kunsthaus Zürich