Tiefenwirkung

Nur ein paar hundert Menschen waren im Weltall. Sie teilen eine einzigartige Erfahrung und sie sind die einzigen, denen eine besondere Perspektive vergönnt war: der Blick auf unseren blauen Planeten. Wenn sie von ihren Erfahrungen erzählen, können wir nicht mitreden, nur zuhören, uns berühren lassen und staunen. 

Vor 55 Jahren, im Jahr 1968, ist Apollo 8 mit den Astronauten Jim Lovell, Frank Bormann und Bill Anders zum Mond aufgebrochen und sie haben ihn viermal umrundet. Bill Anders erzählt dazu, dass er aus dem Raumschiff blickte und sah, was bis dahin niemand gesehen hatte: «Ich blickte aus dem Fenster und da war dieser fantastische Himmelskörper. Über dem Mond erschien die Erde. Sie war wunderschön. Sie war das Einzige im Ganzen Universum, das Farbe hatte.» Er knipste dann das erste Foto vom einem Erdaufgang. 

Und der Pilot der Mondlandefähre Rusty Schweickart sagt zu seinem Blick auf die Erde: «Dort, unter der hauchdünnen Atmosphäre ist das unermessliche Leben, das wir kennen. Alles: Leben und Tod und Tanz und Gesang und Schmerz und Trauer, spielende Kinder, alles auf dieser Welt.» 

Oder die amerikanische ISS Astronautin Mae Jemison: «Ich sah hinunter auf die Erde und auf diese hauchdünne Schicht aus blauem Licht, die sie umgibt, unsere lebensspendende Atmosphäre. Es sah fast aus, als würde sie von innen heraus leuchten.»

Der amerikanische ISS-Astronaut Ron Garan: «Erst aus dieser Perspektive wird einem bewusst, dass die Erde ein lebender, atmender Organismus ist, der durch die dunklen Weiten des Universums rast.»

Und der deutsche ISS-Astronaut Matthias Maurer: »Dieser allererste Blick runter, das war ein Gänsehaut-Moment.  Zu sehen, wie schnell die Erde unter einem gleitet und zu spüren, das alles ist eine Einheit.»

Raumfahrer kommen mit einem veränderten Bewusstsein und Denken zurück, mit einer Erfahrung von Ganzheit und Einheit, mit dem Gefühl von Liebe und Ehrfurcht. Man nennt das «Overview-Effekt». «Man kriegt alles in einem Blick.»

Wer dort oben die Ganzheit wahrnimmt, dem erscheinen Grenzen völlig absurd.