Tragende Zuversicht
Es gibt Dinge, die können wir nicht ändern, ein Unglück etwa, das uns trifft, ein Verlust, den wir erleiden, eine Wendung, die unsere Pläne durchkreuzt. Was in solchen Momenten in unserer Macht steht, ist die Einstellung, mit der wir darauf reagieren. Der indische Jesuit und Autor Anthony de Mello hat dazu diese kleine Geschichte verfasst:
Ein Wanderer trifft einen Schäfer und fragt ihn: «Sie können mir sicher sagen, wie heute das Wetter wird?» Der Schäfer antwortet überzeugt: «Genau so, wie ich es gerne habe.» Der Wanderer ist etwas verdutzt: «Woher wissen Sie, dass es genau so sein wird?» – «Mein Freund, meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich nicht immer das bekomme, was ich mir wünsche. Deshalb habe ich gelernt, stets das zu mögen, was ich bekomme. Und so bin ich mir sicher, das Wetter wird heute so sein, wie ich es mag.» Was immer geschieht, es liegt an uns, Glück oder Unglück darin zu sehen.
Der Münchner Kabarettist Karl Valentin hat es so auf den Punkt gebracht: «Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.» Zugegeben: Beim Wetter ist es vielleicht nicht so schwer, gelassen und akzeptierend zu bleiben. Wenn uns aber ein Schicksalsschlag trifft? Können wir präsent bleiben im Angesicht der Gefühle von Schmerz, Wut und Verzweiflung? Das wäre gewiss gesünder, als solche Empfindungen zu verdrängen oder vor ihnen zu fliehen. Sie auszuhalten fordert uns allerdings bis zu den Grenzen des Erträglichen heraus. Manchmal bleibt allein der Glaube als Stütze übrig, die Zuversicht, dass wir nicht aus Gottes Händen fallen können, und dass sich im Rückblick auch die dunkelsten Momente als sinnvoller Teil des Ganzen erweisen werden. Eine solche Zuversicht wünsche ich Ihnen.