Trost in seinem Schatten
Im Weg-Wort vom 9. August wurde die 20 Meter hohe Monumentalskulptur „Angel of the North“ des Künstlers Antony Gormley beschrieben. Sie steht auf einem Hügel südlich der englischen Stadt Newcastle, umgeben von Schnellstrassen. Das Werk markiert den schwierigen Übergang dieser Region von der Schwerindustrie zum Dienstleistungssektor seit Ende des 20. Jahrhunderts.
Am Rande des Parks, der den Hügel umgibt, wachsen Hecken und Bäume.
Wer sich dorthin verliert, erlebt eine Überraschung! An vielen Pflanzen hängen Fotos, Herzchen, Sterne oder andere Dinge.
Hier ist eine Gedenkstätte für Verstorbene entstanden. Immer mehr Menschen haben die Asche ihrer Lieben verstreut oder eben einfach Symbole und Abschiedsbriefe hinterlassen.
Ein kleiner Friedhof – ganz inoffiziell.
Und dies an einem Ort, der zuerst einmal überhaupt nichts Idyllisches an sich hat. Einem Ort, wo man das Dröhnen des Verkehrs hört. Trotzdem kommen die Betroffenen, die ihrer Verstorbenen gedenken, immer wieder hierher.
Sicher ist es nicht nur wegen des Engels, dass dieser Trauerort entstanden ist. Aber ob es ihn ohne dieses religiöse Symbol gäbe?
Mit seinen weit ausladenden Flügeln steht er für Schutz und Trost. Er vermittelt eine Hoffnung, dass trotz des Todes weder die Verstorbenen noch die Hinterbliebenen im Stich gelassen werden. Er steht da: Zuverlässig, ruhig und fest, von weitem schon sichtbar. Er weist auf all das hin, was nicht sichtbar und im Letzten nicht zu begreifen ist. Das, was viele Menschen Gott nennen.
Abb: Oben: Antony Gormley, Angel of the North, 1998. Unten: Gedenkstätte.
Beide in Gateshead, Grossbritannien. Fotos: Privat