Trump und die Bibel

Nun ist er also zum zweiten Mal als amerikanischer Präsident vereidigt, Donald J. Trump. Eine fast religiös anmutende Zeremonie, eine Weihefeier, bei der nur noch der Weihrauch gefehlt hat. Von seinen Anhängern wird ihr sendungsbewusster Präsident nicht nur wie ein Popstar verehrt, sondern wie ein messianische, von Gott zu einem grossen Erlösungswerk auserwählte Figur, die allein Amerika vor dem Untergang zu retten weiss. MAGA! Gross wird er das Land wieder machen, das seine Gegner in den Abgrund geritten haben.

Die vor seiner Regentschaft erzitternde Welt scheint den Trumpgläubigen durchaus recht zu geben. Wie die Mäuse vor der Schlange blicken die Länder und ihre Regierenden, erstarrt vor Angst oder Ehrfurcht, auf die ersten in weihevollem Zeremoniell vom künftigen Herrn der Welt unterzeichneten Dekrete. Länder aller Welt, haltet den Atem an, God By Himself schreibt jetzt seinen Namen. Und dann natürlich die Börsen. Mit Schweissperlen auf der Stirn und den Atem anhaltend warten die Makler und Anleger auf die Daumenbewegungen des Rotschopfs im Weissen Haus.

Was für ein Kult um eine sich gerne in frommer Geste auf die Bibel berufende, moralisch jedoch höchst zweifelhafte Gestalt! Noch aus der Heiligen Schrift hat er ein seinen Wahlkampf mitfinanzierendes Merchandising Produkt gemacht. In einer TV-Doku trat eine Trumpverehrerin auf, die eine mit den Initialen ihres Heros versehene «Trumpbibel» andächtig aus der Vitrine zog. In der evangelikalen Gemeinde sei das 60 Doller teure Exemplar zu Tausenden verkauft worden. Resultat eines Gott-, oder doch viel mehr eines gerissenen Geldgläubigen? Ein Letztes noch zur Bibelfestigkeit des nun erneut amtierenden mächtigsten Mannes dieser Erde. In einem Interview wurde der sich selbst als bibelfest bezeichnende Präsidentschaftskandidat gefragt, welches denn sein Lieblingszitat aus der Heiligen Schrift sei. Trump antworte nach verlegenem Zögern: «Dazu möchte ich nichts sagen. Das ist zu persönlich.» Ein merkwürdig lippenleeres Bekenntnis für einen sonst so lippenlauten bekennenden Christen.

What ever, möge der 47. Präsident den mehr geteilten als Vereinigten Staaten von Amerika und der Welt mehr Heil als Unheil bringen. So wahr ihm Gott dabei helfe!

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