Über Wolken

«Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein…»
So singt der deutsche Liedermacher Reinhard Mey in seinem bekannten Chanson.

Ja, es ist schon verblüffend, was geschieht, wenn ein Flugzeug beim Start die Wolkendecke durchbricht und man aus dem Grau eines Regentages plötzlich ins helle Blau über den Wolken gerät. Urplötzlich eine ganz andere Stimmung!

In der Bibel wird die Wolke als Symbol für die unsichtbare Gegenwart Gottes verwendet.
Im 40. Kapitel des 2. Buches Moses zum Beispiel wird beschrieben, dass eine Wolke Israels «Zelt der Begegnung» verhüllt. Jenes Zelt, in dem das Volk die Tafeln mit den Zehn Geboten aufbewahrt. Und durch diese Wolke wird das Zelt dann mit der «Herrlichkeit Gottes» erfüllt.  
Dieselbe Wolke ist es auch, die vor dem Volk herzieht und es auf seiner jahrelangen Wanderung durch die Wüste ins versprochene Land Israel führt.

Gott – die Wirklichkeit über oder in der Wolke – bleibt dem menschlichen Zugriff entzogen – und ist gerade in seiner Verborgenheit doch sichtbar. Und das Symbol der Wolke drückt ja genau dies auch aus: Sie selbst ist etwas Unfassbares, das sich bildet und wieder auflöst, sich in seinen Konturen laufend verändert. Sichtbar und doch nie greifbar.

Das nächste Mal, wenn eine graue Wolkendecke mich frustriert, probiere ich daran zu denken: Dahinter ist es ganz anders.

Foto: LMoonlight, https://pixabay.com/de/photos/wolken-wei%C3%9F-fr%C3%BChling-wetter-himmel-3363937/