Umkehr zur Gerechtigkeit

«Eine Religion, die aus Sonntagsmessen besteht, während unter der Woche Unrecht geschieht, gefällt dem Gott des Lebens nicht. Eine Religion, in der viel gebetet wird, in der es in den Herzen jedoch heuchlerisch zugeht, ist nicht christlich. Eine Kirche, die sich so einrichtet, dass es ihr gut geht, um mehr Geld und Bequemlichkeit zu haben, die jedoch den Schrei der Ungerechtigkeit nicht hört, ist nicht die wahre Kirche unseres Erlösers.»

Grabmal Romeros in der Kathedrale San Salvador; Bildquelle: Wikimedia Commons

Diese Worte sprach im Jahr 1977 ein Vertreter der Kirche, der damalige Erzbischof von San Salvador Oscar Arnulfo Romero. Der «kalte Krieg» zwischen Kapitalismus und Sozialismus entwickelte in seinem Land eine gewalttätige und repressive Atmosphäre, unter der die Bevölkerung zu leiden hatte. Schliesslich fiel der Erzbischof selbst dem Klima der Gewalt zum Opfer. Heute vor 45 Jahren wurde er von Soldaten erschossen, während er eine Messe zelebrierte.

Die Logik des Kriegs – gleichgültig ob dieser kalt oder heiss ist – tötet, produziert Menschenopfer. Vieles nährt die kriegerische Denkweise: die Gier nach immer mehr, verletzter Stolz, die Angst vor dem Verlust der Vormachtstellung oder der Sicherheit, um nur einige zu nennen. Oscar Romero weist darauf hin, dass jede Religion, welche die Logik der Menschenopfer stillschweigend oder ausdrücklich gutheisst, den Kontakt zu Gott verliert und zum Götzendienst wird.

Angesichts zunehmender Ungleichheit und Gewaltbereitschaft sind glaubende Personen und Gemeinschaften zur besonderen Aufmerksamkeit aufgerufen. Erzbischof Romero beschreibt im Zitat vom Anfang ein paar Elemente dafür: ein Gespür für Unrecht im Alltag, die aufrichtige Umkehr der Herzen, ein offenes Ohr für die Schwächsten in der Gesellschaft und die Bereitschaft, die Zone des Komforts zu verlassen.