…und nichts anderes
„It is what it is and it ain’t nothing else“ (Es ist, was es ist, und es ist nichts anderes).
Diese Aussage stammt vom US-amerikanischen Künstler Dan Flavin, der bekannt wurde, weil er ab den 60er-Jahren Kunst mit Neonlicht machte. Das farbige Licht der im Raum installierten Neonröhren schuf faszinierende Atmosphären, die Menschen bis heute begeistern.
Diese Lichtarbeiten stellen natürlich nichts Gegenständliches dar, und oft wurde vermutet, Flavin wolle auf spirituelle Wirklichkeiten jenseits der sichtbaren Welt hinweisen. Diese Deutungen lehnte der Künstler ab und machte dazu die oben wiedergegebene Aussage: Es ist nichts anderes als das, was es ist – farbiges Licht im Raum.
In Seelsorgegesprächen erlebe ich nicht selten, dass Menschen an Situationen leiden, weil das, was ist, nicht als das genommen wird, was es ist.
Eine Beziehung ist unerträglich, und man sucht verzweifelt nach einer Lösung, obwohl bei näherem Betrachten klar wird, dass das Gegenüber sich nicht einfach ändern wird. Aber die Angst, allein weiterzuleben, ist so gross, dass man das nicht sehen kann.
Oder jemand ist krank, und dieser Mensch kann gewisse Dinge nicht leisten, die anderen möglich sind. Aber er/sie will das nicht wahrhaben und hält krampfhaft an der Vorstellung fest, dies müsse eben doch möglich sein.
Es ist, was es ist. Wenn ich versuche, genau hinzuschauen und vom Leben nicht zu erwarten, was nicht eintreffen wird, dann werde ich frei und kann mich zu dem verhalten, was ist: Warum ist es für mich so schlimm, alleine zu leben? Schaffe ich das wirklich nicht? Warum werte ich mich ab, weil ich krank bin und gewisse Dinge nicht kann? Was ist mir trotzdem möglich? Wo habe ich Spielraum?
It is what it is and it ain’t nothing else.
Abb: It is what it is… Foto: Duncan Cumming, 2022. Flickr, https://www.flickr.com/photos/duncan/52096494411/in/photostream/