Unterwegs

Diesen Frühsommer durfte ich unterwegs sein. Eine Auszeit und Ferien konnte ich geniessen. Zeit zum Lesen und auch Zeit für viele neue Eindrücke. Sehenswürdigkeiten, Städte, Museen, neue Gegenden, Länder, Sprachen und viele Begegnungen bereicherten mein Leben.

Mich begleiteten auch die Nachrichten. News aus aller Welt verfolgte ich mit grossem Interesse. Auch das Schicksal der Walliser Gemeinde Blatten beschäftigte mich.

Mit all den vielen Eindrücken, bei unserem Leben, das so vielfältig und bunt, so verletzlich und so schnelllebig ist, fragte ich mich: und nun, was bleibt?

Da erinnerte ich mich an das Buch von Hape Kerkeling, „Ich bin dann mal weg“. Er schrieb jeden Tag die „Erkenntnis des Tages.“ Ein Satz, ein Wort, etwas zum Festhalten, zum Erinnern, zum Geniessen.

Zwar schreibe ich Tagebuch, doch die Idee mit dem kurzen Gedanken, dem Segen oder Dank konnte mich überzeugen. Keine vollen Seiten, einfach ein Pflücken von „Seltenheiten“ von „Allgemeinheiten“ von „Blitzlichtern“.

Am Tagebuchschreiben halte ich fest. Das Vertiefen und Loslassen brauche ich. Neu aber beginne ich eine Stichwortsammlung. Hoffnungsworte. Weisheiten.

Ich kann das Leben nicht am Fliessen hindern oder gar verlangsamen. Auch die Erinnerungen, das Erlebte kann ich nicht für immer festhalten. Ich kann es aber bewusst leben und geniessen.

Ich kann den Menschen in Blatten ihre Häuser nicht zurückgeben. Auch den Menschen im Krieg oder auf der Flucht kann ich nicht vor Ort beistehen. Meine Betroffenheit kann aber Folgen haben, mich zum Handeln im Kleinen ermuntern. Mein persönliches Glück kann mich ermutigen, mich für Menschen stark zu machen, die mit weniger Glück gesegnet sind.

So würde ich für heute (nach Hape Kerkeling) schreiben: lebendig sein.

Abb: Aquädukt Pont du Gard, Vers-Pont-du-Gard, Frankreich. Foto: Privat