Verboten!

Religionen gelten für viele Menschen als unattraktiv und überlebt, weil man sie mit Strenge und Verboten gleichsetzt und weil sie deshalb freudlos und lebensfern wirken.

Selten wird bedacht, dass es ja eigentlich normal ist, wenn menschliche Gemeinschaften sich Regeln geben, also verbindlich definieren, was bei ihnen gilt. Regeln widerspiegeln die Werte, die der Gemeinschaft wichtig sind. Und sie schützen diese Werte.

Im Idealfall einer heutigen demokratischen Gesellschaft werden diese Regeln durch politische Prozesse ausgehandelt und sind z.B. durch parlamentarische Beschlüsse gut legitimiert. Schwierig wird es erst, wenn sie kaum noch Bezug zur Lebenswelt der Menschen aufweisen – weil sie veraltet sind – oder vor allem dem Machterhalt einer Elite dienen. Und genau dies ist oft der Grund, weshalb religiöse Regeln negativ erlebt werden. Ihre sinnvolle Übersetzung aus der Vergangenheit in unsere Gegenwart ist nicht gelungen.

Wie lebenswichtig klare Regeln eigentlich sind, hat die Coronakrise gezeigt. Da waren starke Regierungen nötig, die Gesetze beschlossen und durchsetzten. Vermutlich wurden dadurch unzählige Menschenleben gerettet.

Umso erstaunlicher, dass sich so viele Menschen gegen Verbote beim Gebrauch fossiler Brennstoffe wehren. Seit Jahren erleben wir die dramatischen Veränderungen unserer Lebenswelt. Und wir erkennen, dass Appelle an die persönliche Verantwortung allein nicht genügen.

Der Journalist Bernd Ulrich hat den Satz getwittert: «Wenn der Staat uns heute nicht vorschreiben darf, wie wir heizen, dann muss er uns bald vorschreiben, wann wir den Wasserhahn aufdrehen dürfen und wann nicht.»

Ohne Regeln geht es nicht. Gute Regeln schützen Leben. Das wussten die «altmodischen» Religionen bereits in ihrer Entstehungszeit.

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