Verbraucht und wertlos
Am Sonntag beginnt die Adventszeit. Wie jedes Jahr gibt es in der Bahnhofkirche auch ab morgen wieder eine Weihnachtskrippe zu bewundern. Sie ist eine Leihgabe des Museums «Krippenwelt» in Stein am Rhein. Jedoch werden für einmal keine Figuren aufgestellt sein. Diese Krippe hängt an der Wand.
Der italienische Künstler CIRO (Roberto Cipollone) hat sie aus defekten Alltagsgegenständen ge-schaffen. In einem metallenen Rahmen sind auf vier Ebenen Figuren, Objekte, Gitter und Holzstücke aufgereiht. Man erkennt oben halbrechts – umgeben von anderen Sternen – den Stern von Bethlehem, in der Reihe darunter die Häuser Bethlehems, noch weiter unten, am grössten und ins Zentrum gesetzt, Josef und Maria mit dem Jesuskind zu ihren Füssen. Auf der untersten Ebene links zwei Hirten, rechts die drei Weisen mit ihren Geschenken.
Es ist beeindruckend, wie das Auge die eigentlich sehr abstrakten Gegenstände sofort diesen bekannten Elementen der Weihnachtsgeschichte zuordnet. Erst auf den zweiten Blick wird einem bewusst, dass alle menschlichen Figuren eigentlich Blätter von Hacken sind, und dass – was wir sofort als Kopf interpretieren – nichts anderes als die Öse ist, durch die das Metallblatt dieser Hacke mit dem Holzstiel verbunden war. Und bei den Sternen handelt es sich schlicht und einfach um Zahnräder.
So hat der Künstler hier Verbrauchtes und Wertloses in neue Bedeutungszusammenhänge versetzt. Und damit macht er auch eine Glaubensaussage: Vor dem Jesuskind, in dem Gott sich den Menschen neu zeigt, haben alle Platz, ist niemand wert- oder nutzlos.