verletzlich
Durch seine Wunden haben wir Heilung erfahren.
Jesaja 53, 6
War es wirklich notwendig, dass Jesus den Foltertod am Kreuz sterben musste, oder war dieser Tod ein absurder, sinnloser Tod? Um diese Frage hat das Christentum immer wieder gerungen und dabei auch den obigen Satz aus dem Jesajabuch als Interpretationshilfe herbeigezogen.
Selbstbildnis als Schmerzensmann. Der deutsche Maler Lovis Corinth schuf dieses Bild kurz vor seinem Tod im Jahr 1925. Er gab dem Christus mit der Dornenkrone seine eigenen Gesichtszüge. (Quelle: wikimedia)
Im vergangenen Jahr musste ich mich wegen Herzrhythmusstörungen einer Operation unterziehen. Der Zugang erfolgte bei der Leiste über die eine Beinvene bis zum Herz. Die Wunde, die der Arzt mir dabei zufügen musste, war sozusagen ein notwendiges Übel. Nur so konnte er die Behandlung am Herzen durchführen. Insofern kann ich den Gedanken verstehen, dass Wunden etwas zu einer Heilung beitragen können. Noch extremer ist es, wenn jemand für eine andere Person Schmerzen und Verletzungen in Kauf nimmt wie bei einer Knochenmark- oder Nierenspende.
Aber das, was am Karfreitag geschah, hat nichts mit einer Organspende zu tun. Ich bin der festen Überzeugung, dass für das Leben, das Gott mir schenkt, Jesus nicht hat sterben müssen. Für mich ist der Tod von Jesus kein Opfer. Es zeigt einfach, dass Jesus unter denselben menschlichen Bedingungen gelebt hat wie ich. Und dazu gehört auch die Verletzlichkeit. Sein Tod ist nicht erklärbar. Ohne den Blick auf Ostern bleibt er ebenso sinnlos, wie alle anderen gewaltsamen Tode.