Vertrauen im Schlaf
«Ist der Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass.» oder «Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag.» So lauten zwei Bauernregeln zum heutigen Tag. Der Tag verweist allerdings nicht auf das gleichnamige nachtaktive Nagetier, sondern geht auf eine Legende zurück, die im Christentum und ebenfalls im Isam überliefert wird. Sie lautet folgendermassen:
Im dritten Jahrhundert begann Kaiser Decius im römischen Reich eine Christenverfolgung. In Ephesus weilend erfuhr er, dass auch sieben seiner Palastdiener aus vornehmer Herkunft Christen geworden waren. Der Herrscher stellte sie vor die Wahl: entweder Verurteilung zum Tod oder Abkehr vom christlichen Glauben! Eine ihnen gewährte Bedenkzeit nutzten die jungen Männer zur Flucht, sie versteckten sich in einer nahe gelegenen Berghöhle und schliefen erschöpft ein. Schliesslich entdeckten römische Soldaten die Schläfer, und Decius liess zur Strafe den Eingang der Höhle mit Steinen verschliessen. Im Laufe der Zeit geriet der Vorfall in Vergessenheit. Fast 200 Jahre später wollte der Landbesitzer die Steine zu Bau eines Stalls verwenden und öffnete dabei die Höhle. Die sieben Männer aber hatten überlebt und erwachten in der Annahme, nur einen Tag geschlafen zu haben. Den erstaunten Menschen bezeugten sie ihren Glauben an die Auferstehung der Toten bevor sie endgültig verstarben. Der christliche Kaiser Theodosius II liess über der Höhle ein Kirchlein zur Ehre Gottes errichten.
Es gibt Geschichten, die Kulturen und Glaubensgemeinschaften verbinden, wie diese der verfolgten jungen Männer, die auf wundersame Weise im Schlaf bewahrt wurden. Für mich ist es ein hoffnungsvolles Bild für tiefes Gottvertrauen in bedrängenden Zeiten, welches auch über alle Grenzen und Unterschiede hinweg Menschen verbindet.