Vom Suchen und vom Finden

Suchen sie noch, oder haben sie schon gefunden? Falls sie gefunden haben, ist es das, wonach sie immer gesucht haben? Wenn ja, hat ihnen der Fund auch das gebracht, was sie sich von ihm erhofft haben, z.B. ein Lottosechser, innerer Frieden, Erfüllung? Wenn nein, kann es sein, dass sie dort gesucht haben, wo es nicht zu finden ist? Ist es möglich, dass sie am Ende lieber suchen als finden, quasi suchen um des Suchens- und nicht etwa um des Findens willen; nach der Art des halbstarken Harley-Fahrers, den die Polizei wegen Rasens aus dem Verkehr gezogen und nach dem Ziel seiner Fahrt befragt hat. Seine Antwort: «Ich weiss nie, wo ich hinwill. Die Hauptsache ist, ich bin schneller dort.»

Noch einmal: Was eigentlich suchen wir alle? Der Mensch scheint recht eigentlich ein Suchwesen zu sein, ein Parzival auf der Suche nach dem Gral. Augustinus (354-430), der einflussreichste theologische Lehrer und Denker der Alten Kirche, war sich gewiss, dass der Mensch nur deswegen unentwegt und atemlos nach äussern Befriedigungen strebt, nach Geld, Macht, Ruhm und Anerkennung, weil ihm nicht bewusst ist, dass er im Grunde seiner Seele einen Frieden, eine Ruhe, einen Ankerplatz sucht und ersehnt, den die Welt der Dinge ihm niemals zu geben vermag. In seinen Worten: «Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet, Gott, in dir.»

Ganz ähnlich der deutsche Mystiker Angelus Silesius (1624-1677) in einem seiner wunderbaren Zweizeiler: «Halt an, wo läufst du hin? Der Himmel ist in dir. // Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.»

Bild einer Konfirmandin, Thema: Suchen und Finden