Von Ketten befreien

Fühlen Sie sich frei? Gewiss, wir leben in einem sozialen Rechtsstaat, der uns Freiheiten erlaubt, von denen Menschen in manch anderen Ländern nur träumen. Die grundlegenden Freiheiten, die in den Menschenrechten für alle gefordert werden, sind für uns grösstenteils garantiert. Gleichwohl können wir uns unfrei fühlen, eingeengt durch äussere oder innere Zwänge, seien sie beruflicher, politischer, sozialer oder psychischer Art.

Mann in Handschellen
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Ein Blick in die Welt und in die Geschichte macht schnell klar, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist. Manchmal musste sie erkämpft werden. Immer wieder brauchte sie das hartnäckige Dranbleiben auf der einen und das Einlenken von Mächtigen auf der anderen Seite, eine Bereitschaft zum gerechten Verteilen von Gütern und Macht. Nur mit den Grundeinstellungen von gegenseitiger Achtung und Respektieren der Verschiedenheiten kann es überhaupt Freiheit für alle geben.

Vor anderthalb Jahrtausenden war das Reich der Franken noch weit davon entfernt, ein Rechtsstaat im heutigen Sinn zu sein. Das Christentum hatte erst kürzlich Einzug gehalten, und in den Kerkern des Königs wurden Kriegsgefangene und politische Gegner misshandelt. Ein junger Mann, der sich nach seiner Taufe der Einsamkeit und dem Gebet zuwenden wollte und sogar ein angebotenes Bischofsamt ausschlug, liess sich von der Not in den Gefängnissen bewegen. Sein Name war Leonhard. Er begann Inhaftierte zu besuchten, ihnen Trost zuzusprechen und sie zu unterstützen. Dank seiner Fürsprache konnte er für nicht wenige die Freilassung erwirken und liess sie in Dörfern nahe seiner Gemeinschaft leben und Berufe erlernen. Heute ist sein Todestag und sein Gedenktag. Dargestellt wird der Heilige zumeist mit einer Kette in der Hand. Wir können mit Recht sagen, dass er ein früher Aktivist für die würdevolle Freiheit der Menschen war, so wie heute amnesty international, acat und andere Nichtregierungsorganisationen.