Warten können
Fällt es Ihnen leicht, in der Schlange an der Supermarktkasse zu warten? Oder auf den nächsten Urlaub, der nFällt es Ihnen leicht, in der Schlange an der Supermarktkasse zu warten? Oder auf den nächsten Urlaub, der noch in weiter Ferne liegt? In unserer beschleunigten Gegenwart – so scheint es mir – fällt es den Menschen immer schwerer, zu warten. Vielleicht liegt es daran, dass es sich während des Wartens so anfühlt, als verlöre man Zeit oder zumindest die Macht darüber, wie man sie verbringen möchte. Vielen ergeht es daher nicht gut, wenn sie das Warten nicht zumindest mit einer Tätigkeit füllen können; und sei es nur das ziellose Scrollen am Smartphone.
Von einem Mann, dessen Lebensinhalt «Warten» war, erfahren wir rund um das kirchliche Fest «Darstellung des Herrn», das am Sonntag begangen wird; auch «Mariä Lichtmess» genannt. Die Wurzeln des Festes reichen tief in die biblische Tradition hinein. Maria und Josef brachten das kleine Jesuskind zum Tempel nach Jerusalem und trafen eben dort auf besagten «Warte-Profi». Sein Name war Simeon und er hatte vom Heiligen Geist die Eingebung bekommen, nicht eher sterben zu müssen, als dass er den Sohn Gottes zu sehen bekäme. Über dieses Versprechen war er inzwischen ein alter Mann geworden. Als er das kleine Neugeborene in Marias Armen erblickte, konnte er sein Glück kaum fassen, nahm Jesus, drückte ihn an sein Herz und lobte Gott, dass er nun endlich «das Heil gesehen» habe (Lk 2,30) und in Frieden gehen könne.
Ein bis zwei Jahre unseres Lebens verbringen wir im Durchschnitt mit Warten. Also lohnt es sich wirklich, positiv mit Warte-Zeit umzugehen. Wenn es gelingt, das Warten als Möglichkeitsraum zu begreifen – so wie es ganz gewiss auch Simeon getan hat -, könnten diese beiden Jahre der Lebenszeit durchaus positiv ausgefüllt werden, zum Beispiel mit Zeit für Musse und Kreativität (Warum in der Warteschleife nicht den Gedanken freien Lauf lassen?) oder Achtsamkeit (Warum an der roten Ampel nicht ganz bewusst durchatmen und spüren, wie wertvoll es ist, ganz im Hier und Jetzt sein?).