Was übrig bleibt
Ich lese die Bibel. Ich besuche Gottesdienste, ich bete und bitte. Ich suche Gott. Ich möchte offen sein für das Mehr und Weiter, für das Tiefer und Echter.
Aber dann kommen Zweifel und Ängste, Sorgen und Nöte. Wie soll es weiter gehen? Warum musste das geschehen? Wie lange noch wird dies oder jenes uns belasten? Warum Leiden? Macht das Sinn? Gibt es kein Leben ohne Leiden?
Manche Besucherin der Bahnhofkirche ist überzeugt, dass ein Pfarrer, eine Theologin nicht zweifelt, dass sie/er fest verwurzelt ist im Glauben und Antworten, Sinn und Gottvertrauen in unermesslichem Masse hat. Ich bin verwurzelt im Glauben, habe aber trotzdem oft mehr Fragen als Antworten, und ich würde mich als suchend bezeichnen.
Im Studium der Theologie habe ich viel gelernt. Bildung und Weiterbildung waren und sind wichtig für mich. Ganz viel jedoch hat mich das Leben gelernt.
In fast aussichtslosen Situationen gilt es, neue Wege zu suchen. Herausforderungen sind da um sie anzunehmen und aus sich heraus zu kommen. Loslassen-Lernen beginnt mit dem ersten Atemzug und hört mit dem letzten Atemzug auf.
Wenn ich etwas gelernt habe, dann nicht, dass mir etwas erspart bleiben könnte, sondern, dass ich im Suchen und Ringen nie allein bin, nie allein sein werde. An der Hoffnung, an einem Lichtschimmer will ich immer festhalten. Wenn nötig zünde ich eine Kerze an.
Ich möchte das Fenster zum Leben immer wieder öffnen. Übrig bleiben immer Hoffnung und Liebe.