Was wir daraus machen
Worauf ich im Alltag achte, das hat grossen Einfluss auf meine Einstellung gegenüber dem Leben und wie ich mich darin fühle. Dazu eine Geschichte:
Eine beliebte Lehrerin kam einmal in ihre Klasse, teilte ein Blatt Papier aus und verkündete: «Heute habe ich einen Überraschungstest für euch.» Auf dem Blatt gab es zum Erstaunen der Lernenden weder Text noch Fragen, nur einen dunklen Fleck auf der Mitte der Seite. Die Lehrerin sagte: «Schreibt bitte in zehn Minuten auf die Rückseite, was genau ihr da seht.»
Die Lernenden machten sich gleich an die Arbeit. Nach Ablauf der Zeit sammelte die Pädagogin die Antworten ein und fragte: «Ist es in Ordnung, wenn ich alles vorlese?» Die Lernenden nickten und sie begann. Es gab viele Beschreibungen des Flecks, seiner Grösse, seiner Form, seines Abstands zu den Rändern und seiner Ähnlichkeit zu anderen Dingen.
Die Lehrerin schaute aufmerksam in die Runde: «Ich danke euch für eure Beobachtungen. Eines fällt mir auf: Niemand von euch hat über den weissen Teil des Papiers geschrieben. Ihr habt euch auf das Dunkle konzentriert. Ist das nicht gerade so, wie es viele Menschen machen? Unser Leben gleicht einem weissen Blatt Papier mit vielen Möglichkeiten zum Gestalten. Wenn wir hauptsächlich auf die dunklen Flecken schauen, werden wir viele Gelegenheiten verpassen.» Dann lud die Lehrerin die Schülerinnen und Schüler ein, etwas auf das Blatt zu zeichnen und den Fleck dabei mit einzubeziehen.
Zweifellos kennen wir dunkle Flecken im eigenen Leben. Können wir auch die hellen Stellen und Möglichkeiten wahrnehmen? Vielleicht gelingt es sogar, ungeliebte Teile kreativ und fruchtbar in unsere Gestaltung einzubeziehen.