Was ziehe ich an?
Ich gebe es zu. Ich bin eine sehr ungeduldige Autofahrerin. Da kann es schon mal passieren, dass ich hinterm Steuer zu einer Schimpftirade ansetze, wenn jemand (meiner Meinung nach) zu schnell oder zu langsam, zu passiv oder zu aggressiv fährt. Mir ist wohl bewusst, dass das nicht gerade mein bester Wesenszug ist, weshalb ich dagegen angehe. Immer dann, wenn wieder einmal jemand sehr langsam vor mir fährt, versuche ich das zu tun, was ich einmal in einem Vortrag gehört habe: ich stelle mir vor, dass dieser Mensch so gemächlich fährt, weil er eine Hochzeitstorte im Kofferraum transportiert, die er unversehrt bei der Feier abliefern muss. Meist verpufft meine Ungeduld dann innerhalb kürzester Zeit.
Geduldig und rücksichtsvoll mit anderen zu sein, lehrt mich auch die Bibel. Paulus schreibt schon in seinem Brief an die Kolosser: Bekleidet euch also (…) mit innigem Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld! (Kol 3,12) Mir gefällt, dass Paulus uns auffordert, dass wir diese guten Eigenschaften anlegen sollen wie ein Kleindungsstück. Mir sagt das viel mehr, als wenn er geschrieben hätte: Seid gütig! Seid milde! Denn, wenn wir gute Eigenschaften anlegen wie unsere tägliche Kleidung, dann ist das ein bewusster Akt. Es braucht dazu unseren Willen, unsere Wahl und das Bewusstsein, dass uns Geduld, Demut, Güte, Erbarmen und Milde nicht einfach so in den Schoss fallen.
Bevor ich bei meiner nächsten Autofahrt wieder zu schimpfen beginne, möchte ich diesmal an die Paulus-Worte denken und daran, dass Ungeduld und Schimpftiraden keine schönen Kleidungsstücke sind.