Weihnachten mit Pachamama

Es wurde in anderen Weg-Worten bereits darauf hingewiesen, dass die diesjährige Weihnachtskrippe aus Peru neben den bekannten Figuren auch über eine Pachamama verfügt, die drei Kokablätter vor ihrem Gesicht hält. Während es sich bei Pacha um ein kosmologisches Prinzip in der Weltanschauung der Andenvölker handelt, steht die Mama für eine weibliche Göttinenfigur, die erst durch die Christianisierung so eindeutig mit Pacha verbunden wurde. Es lässt sich nachweisen, dass sich diese Göttin in der Alltagsreligiosität mit der Gottesmutter Maria vermischt. So wird aus der jungen Frau, die Jesus gebiert eine Urmutter, die für den Erhalt allen Seins sorgt.

Mir gefällt, wie sie in der Krippe dargestellt ist: Wie eine Priesterin steht sie beschützend über allem und hält die Kokablätter empor wie eine Hostie während der katholischen Messe.

Und das lässt sich durchaus mit dem Weihnachtsgeschehen verbinden. Die Kokapflanze gilt in den Anden als heilig. Unter anderem ist sie ein Heilmittel, das Schmerzen lindert. Jesus wird in den Evangelien als Mensch mit Heilkräften beschrieben. Koka diente auch der Verbindung zwischen göttlicher und menschlicher Welt: Es wurde bei Zeremonien und Prophezeiungen eingesetzt. Im christlichen Glauben wird Jesus als wahrer Gott und wahrer Mensch verehrt. Auch er stellt die Verbindung zwischen göttlicher und menschlicher Welt dar. Und in der Andenregion wird im Genuss von Kokablättern die Gemeinschaft gestärkt. Dies ist auch ein Aspekt in der Feier der Eucharistie oder des Abendmahls: Im Gedenken an das letzte Mahl Jesu soll die Gemeinschaft der Glaubenden gefestigt werden. So steht die Pachamama mit den Kokablättern für viele der heilsamen, lebensfördernden Dimensionen von Weihnachten!

Abb: Javier Sullca Huamán, Pachamama mit Kokablättern (Detail), Cusco, Peru. Foto: Bahnhofkirche Zürich