Weisser Rauch
Alle paar Jahre wiederholt sich ein einzigartiges Schauspiel. Unzählige Menschen stehen auf dem Petersplatz, starren auf einen eigens installierten Schornstein und rätseln ob das, was da emporsteigt, nun weisser oder schwarzer Rauch ist. Und wenn die Menge anfängt zu jubeln, weil der Rauch definitv weiss ist, hält die Welt kollektiv den Atem an – für einen Moment, in dem man spürt, dass da etwas Historisches, etwas Grosses geschieht. Oder zumindest etwas sehr Katholisches. Die Rede ist von der Papstwahl, die letzte Woche wieder einmal die Weltöffentlichkeit beschäftigt hat. Auch ich sass wie gebannt vor dem Fernseher. Auch deshalb, weil ich weiss, dass es bei dieser Wahl nicht nur darum geht, eine Nachfolge des verstorbenen (oder abgetretenen) Pontifex zu bestimmen. Jedes Konklave ist auch ein Ringen um die Ausrichtung der katholischen Kirche für die nächsten Jahre. Hinter verschlossenen Türen trifft sich die Kirchenspitze gleichsam mit ihrer eigenen Zukunft.
Ein neuer Papst, ein neues Kapitel, ein neuer Hirte – der hoffentlich mit Demut, einem guten Herzen und Humor ausgestattet ist, um die Kirche durch die kommenden Jahre zu manövrieren und um eine mahnende, tröstende und anerkannte Stimme in der Welt zu werden. Denn am Ende geht es ja nicht um das Spektakel, das eine Papstwahl zweifelsohne ist, sondern um das, was danach kommt. Ein Mensch, Robert Prevost, Papst Leo XIV., sagt «Ja» zu einer übermenschlich grossen Aufgabe – in der Hoffnung, dass Gott ihm täglich die Kraft dazu schenkt. Er weiss ganz bestimmt: der wahre Wind des Heiligen Geistes weht nicht durch Schornsteine, sondern vor allem durch unsere Herzen. Ich wünsche Papst Leo XIV., dass er in den kommenden Jahren viele Herzen berühren und begeistern kann und dass er zu einer positiven Veränderung in der Welt beitragen wird.