Wer nicht reist, kommt nie an

Kürzlich bin ich auf ein Werk der norwegisch-nigerianischen Künstlerin Linda Lamignan gestossen. Es trug den Titel „Those who do not travel never arrive: I did not come alone“. Ich blieb am ersten Satz des Titels hängen, der frei übersetzt so lautet: „Wer nicht reist, kommt nie an.“

Genau! Das ist einer der Gründe, weshalb ich das Reisen liebe: unterwegs sein, unbekannte Gegenden kennenlernen, andere Sprachen hören, mich selbst in diesen fremden Zusammenhängen erfahren. Und immer wieder irgendwo ankommen. Müde nach einem langen Flug, und mit der ganzen Unsicherheit: Wie ist das jetzt hier? Wo ist die reservierte Unterkunft? Ist das ein guter Ort? Ich kenne niemanden, ich kann mich hier noch nicht orientieren. Intensive Erfahrungen! Sie zwingen mich zu Flexibilität.

Und sie helfen auch in der Gestaltung meines Lebens. Sie helfen, auf Veränderungen offen zu reagieren, mich auf Neues einzulassen. So tut es z.B. gut, eine Arbeitsstelle zu verlassen und in einer neuen Aufgabe anzukommen, mich neu herausfordern zu lassen. Oder: Es kann wichtig sein, sich in einer Beziehung für die Trennung zu entscheiden und neu zu beginnen. Ankommen in einem Leben als Single.

Veränderung, das Reisen und Ankommen sind in der jüdisch-christlichen Überlieferung zentrale Themen. Abraham wird von Gott aufgefordert, sein Land zu verlassen und in ein Land zu ziehen, das Gott ihm zeigen wird. Das Volk Israel verlässt Ägypten und zieht 40 Jahre durch die Wüste, bevor es in Kanaan ankommt. Jesus zieht durch Palästina und ruft Menschen in seine Nachfolge, die dann mit ihm reisen. Vor dem Horizont dieser Tradition kann man auch sagen: Wer reist, oder wer Veränderungen erlebt, wird von Gott begleitet, und wo immer man ankommt, ist Gott schon da.

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