Wie reagieren?

Zwei Jahre Pandemie haben mich in meinem Nachtschlaf nie gestört. Aber der Krieg, den Putin begonnen hat, lässt mich nicht mehr ruhig schlafen. Natürlich bin ich schon vorher ab und zu in der Nacht aufgewacht. Und auch jetzt liege ich nicht stundenlang wach im Bett, sondern schlafe immer wieder ein. Aber wenn ich jetzt aufwache, dann muss ich an jene Menschen denken, die die Nacht in U-Bahnstationen verbringen müssen, weil sie in ihrem eigenen Bett ihres Lebens nicht mehr sicher sind.

Bildquelle: piqsels.com

Mit den heutigen technischen Möglichkeiten kann ich micht fast in Echtzeit über das Kriegsgeschehen informieren. Doch wenn ich nur hinter den neusten Nachrichten herrenne, verfalle ich in eine Schockstarre und bin nicht mehr handlungsfähig. Es ist sinnvoll zu überlegen, ob ich im Moment diese Bilder und Nachrichten überhaupt ertragen kann.

Für mich war es ermutigend zu sehen, wie sich fast überall auf der ganzen Welt Menschen zusammenschliessen und ihre Stimme gegen diesen Krieg erheben. Auch in Russland gibt es viele, die nicht länger schweigen. Stellvertretend für diese mutigen Menschen zitiere ich aus der Erklärung russischer Ärzte: «Wir, russische Ärzte, Krankenschwestern und Sanitäter, sind entschieden gegen kriegerische Handlungen, die von den russischen Streitkräften auf dem Gebiet der Ukraine vollzogen werden. Wir haben den Eid des Hippokrates geschworen, haben geschworen Menschen zu helfen, unabhängig von deren Nationalität oder politischen Ansichten. Aber jetzt reicht unsere Hilfe nicht aus. Der Krieg wird viele Leben kosten, so viele Schicksale verkrüppeln, dass wir keine Zeit haben werden, mit allen möglichen Anstrengungen zu helfen.»