Win-Win

„Nie wieder Krieg!“ Dieser Ruf war schon so oft zu hören. Solange die leidvollen Folgen des Kriegs in Erinnerung blieben, solange war die Überzeugung stark, dass so etwas nie wieder passieren dürfe. 1924 – zehn Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs – zeichnete die Künstlerin Käthe Kollwitz das Plakat für einen Jugendtag: Ein junger Mensch reckt ernst und energisch seine Hand zum Schwur, als wolle er sich ganz dieser Botschaft weihen und sie in die Welt hinausrufen: Eine Lösung, die auf Gewalt beruht, wird am Schluss auf allen Seiten Verlierer hinterlassen.

Käthe Kollwitz: Nie wieder Krieg, 1924. Quelle: Wikimedia Commons
Käthe Kollwitz: Nie wieder Krieg, 1924. Quelle: Wikimedia Commons

Menschen und Regierungen aller Nationen sollten diese Einsicht doch endlich einmal verinnerlicht haben und danach handeln! Leider wurde diese Hoffnung auch nach zwei Weltkriegen nicht Wirklichkeit. Müssen wir uns angesichts der Gewalt damit abfinden, dass die Menschheit aus der Geschichte nichts nachhaltig lernt?

Offenbar fällt es Menschen schwer, wirklich auf die Kraft des Friedens zu vertrauen. Es steckt tief in unseren Knochen zu denken, das Gute müsse sich gegen das Böse durchsetzen, und dieser Zweck heilige dann die Mittel. Es erscheint wie ein Naturgesetz, dass es Gewinner geben müsse, und damit unweigerlich auch Verlierer.

Diese Denkweise zu verlernen ist friedensnotwendig, der erste und entscheidende Beitrag für ein friedvolles Miteinander. Dann werden wir niemanden mehr als Freund oder Feind beurteilen und entdecken in jedem Gesicht einen Mitmenschen. Dann werden wir uns nicht mehr von der grassierenden Angst anstecken lassen und glauben an kreative Lösungen, die niemanden als Verlierer zurücklassen. Hochachtung habe ich vor all den Menschen, die sich trotz erlittener Gewalt den Glauben an diesen Frieden bewahrt haben.