ABC – U wie Uhr
Seit rund 40 Jahren trage ich keine Uhr mehr am Handgelenk. Mein Firmgeschenk hat irgendwann nicht mehr richtig getickt und eine Ersatzbilliguhr arbeitete auch nicht lange pünktlich. Also trainiere ich mein Zeitgefühl.
An Sitzungen finde ich schnell ein Handgelenk mit einer Uhr, damit ich weiss, wie spät es ist. Der Blick auf eine fremde Uhr ist meist nicht so auffällig wie der auf die eigene Uhr. Unterwegs gibt es Kirchtürme oder Geschäfte mit Uhren. An Bahnhöfen sind Uhren so zahlreich, dass man sie nicht übersehen kann, Unterstützungen, die helfen, pünktlich zu sein. Und als Schweizerin ist Pünktlichkeit ein Markenzeichen, ein Muss!
Dass es im Klimaschutz 5 vor 12 ist, dazu brauche ich keine Uhr. Hitzewellen, Wasserknappheit, schmelzende Gletscher, Stürme und Steinschlag rütteln uns immer wieder auf. Irgendwie habe ich jedoch das Gefühl, dass uns das Zeitgefühl fehlt.
Kennen Sie das Sankt-Florian-Prinzip?
Wikipedia verrät: «Das Sankt-Florian-Prinzip bezeichnet Verhaltensweisen, potenzielle Bedrohungen oder Gefahrenlagen nicht zu lösen, sondern zu verschieben.» Florian ist der Heilige, der vor Feuer und Dürre schützen soll. Der Volksmund kennt folgenden Spruch: «Heiliger Sankt Florian, schütz unser Haus, zünd lieber andere an!»
Ich hab als Kind schon gestaunt, ob der «Frechheit dieser Bitte». Verschont bleiben und das Feuer lieber Nachbars anzuwünschen geht doch nicht! Ich mochte unsere Nachbarn sehr. Wir Kinder haben immer zusammen gespielt. Ich wäre also beim Feuer im Nachbarshaus sehr betroffen gewesen.
So wünsche ich mir, dass wir alle den heiligen Florian einladen: «Heiliger Sankt Florian, schütz unser Haus und Land und das der Nachbarn auch!»
Und! Es ist höchste Zeit nicht nur zu beten, sondern auch zu handeln!