Auch Kirchen haben Himmel
Himmel gibt es ja verschiedene. Unsere Erde hat einen: diesen Raum über uns, der uns vor der todbringenden Leere des Alls schützt. Der Glaube hat auch einen, nämlich das, was wir als unsichtbaren Existenzraum des Göttlichen ahnen. Aber auch Kirchen haben einen Himmel: Das Dach oder die Decke eines Kirchenraumes wird Kirchenhimmel genannt.
Oft sind das ungemein kunstvoll ausgeschmückte Gewölbe, zu denen wir hinaufblicken und die zentrale Themen der biblischen oder der christlichen Tradition darstellen.
Unter Kirchenhimmel versteht man aber auch die gesamte Konstruktion eines Kirchendaches. Auch all das, was sich über dem Deckengewölbe befindet. Das sind hoch spannende, technisch oft spektakuläre Arbeiten. Solche weiten, schönen Kirchenräume wie zum Beispiel die reformierte Kirche Wädenswil, die ohne jegliche Stützpfeiler auskommen, sind nur möglich, weil ihr Dach als Hängewerk konstruiert ist, was nichts anderes heisst, als dass die Decke an Säulen im Dachstock „aufgehängt“ ist. Sie wird also nicht von unten gestützt, sondern von oben gehalten. Anders gesagt: Über den Kirchenbesucherinnen und -besuchern hält der Kirchenhimmel die Decke wie eine schützende Hand.
Mir gefällt diese Vorstellung: Ein verborgener Ort, den kaum jemand kennt und je betritt, sorgt für Schutz, Geborgenheit und gleichzeitig für Weite und Grosszügigkeit. Damit ist der Kirchenhimmel ein Gleichnis für den Himmel des Glaubens. Er vermittelt eine Ahnung des göttlichen Himmels.
Abb: Reformierte Kirche Wädenswil (1764-1767), Innenansicht. Foto: Michael D. Schmid, 2010. Wikimedia Commons