Buntes Leben

Fasnacht spaltet die Meinungen. Die Einen lieben die närrischen Tage, an denen man anders als sonst im Jahr mal so richtig aus sich herauskommen kann, sich schrill oder gruselig kleiden darf, ohne Rücksicht auf die Meinung anderer herumtanzen und hemmungslos Spässe machen kann.

Andere können mit der Narrenzeit nichts anfangen. Sie ist ihnen zu ausschweifend, zu unkontrolliert, zu rücksichtslos. Und einige beurteilen das fasnächtliche Treiben gar als unverantwortlich und moralisch verdorben.

Guggenmusik in Luzern – Bildquelle Wikimedia Commons

An der Fasnacht gefällt mir persönlich die Phantasie und Sorgfalt, mit der Einzelpersonen ihren Masken und Kostüme gestalten, und die Begeisterung, wenn sie in ihren Rollen aufgehen. Es erscheint mir, als würde die innere Fülle aus gesellschaftlicher Enge befreit, ein Abbild der schillernden Vielfalt des Lebens, das Gott geschaffen hat. Grenzen zu überschreiten hat allerdings eine destruktive Kehrseite, wenn Leute oder die Umgebung zu Schaden kommen. Das Urteil der Verdorbenheit könnte gut von da herstammen.

Eine ausser Rand und Band geratene Menschheit beschreibt die Noah-Geschichte. Gott sah das Chaos und die Gewalt unter den Menschen, und er beendete diese Verdorbenheit mit der Sintflut. Die Zerstörung und nachfolgende Leere waren allerdings keine Alternative. Und so gab er den Überlebenden das Versprechen, nie wieder eine solche Katastrophe zu schicken. Es scheint mir kein Zufall zu sein, dass der farbig leuchtende Regenbogen als Zeichen für diesen Bund steht. Das bunte Leben, die Kreativität und Vielfalt sollen ihren Platz haben. Ordnung und Grenzen braucht es zwar, damit Raum für das Leben entsteht, doch sie verfehlen ihren Zweck, wenn sie der Lebendigkeit die Luft abschnüren. In diesem Sinn: Fröhliche Fasnacht!