Gedanken einer Schnecke
In unserer Krippe wimmelt es von Tieren. Das hat mich dazu inspiriert, mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Das will ich tun, indem ich mich in die Tiere hineinversetze. So will ich der Frage nachgehen, warum der Künstler gerade diese Tiere in die Krippe gesetzt hat und was sie mir sagen könnten.
Meine Art ist alt, uralt. Wir, die Gastropoden, sind schon über die Erde gekrochen, als sie noch wüst und leer war.
Was uns so erfolgreich macht? Es ist unsere Langsamkeit. Sie ist Überlebensstrategie. Räuber reagieren auf schnelle Bewegungen. Denen fallen wir gar nicht auf. Und wer sich auf der Jagd von Geräuschen leiten lässt, hört uns nicht.
Auch unser glänzender Schleim schützt uns. Die Menschen stösst er ohnehin ab, grosse Räuber bekommen uns nicht zu fassen, anderen verkleben wir das Maul. Man könnte sagen, wer genügend Schleim produziert, überlebt. Die Dinosaurier, die Säbelzahntiger und Mammuts – alle gross und furchteinflössend. Wir haben sie überlebt.
Wenn es nötig ist, können wir uns auch einfach in unser Haus zurückziehen. Im Winter kleben wir es zu und geniessen die Ruhe. Falls unser Haus defekt ist, reparieren wir es. Wenn wir sterben bleibt unser Haus zurück und die Menschen bewundern es. Alt und erfolgreich. Ich denke, wir sind die Krone der Schöpfung.