Hitler in der Kirche

Wussten Sie, dass es Kirchen gibt, in denen man Adolf Hitler begegnen kann? An verschiedenen Orten in Deutschland und Österreich lassen sich Gemälde, Fresken oder Kirchenfenster mit Darstellungen des Diktators finden. Meist handelt es sich dabei um Verkörperungen des Bösen. Hitler wird als Folterknecht Jesu oder als teuflischer Versucher gezeigt, oder als einer der Verbrecher, die neben Jesus gekreuzigt werden.

Eines dieser Werke ist im süddeutschen Ort Weil der Stadt zu finden. Es wurde 1939 durch den von den Nazis als «entartet» eingestuften Künstler Jo Karl Huber geschaffen. Das Fenster zeigt Szenen aus dem Leben Jesu. Rechts oben ist die Versuchung zu sehen: Jesus begibt sich nach seiner Taufe in die Wüste und fastet. Da erscheint der Teufel und versucht, ihn von seinem Weg als Messias Gottes abzubringen. In der Darstellung Hubers trägt der Teufel zweifelsfrei die Gesichtszüge Hitlers!

Der Nationalsozialismus forderte die Kirchen in Deutschland radikal heraus. Sollte man gegen die beispiellose Menschenverachtung und den Mord an jüdischen Menschen Widerstand leisten, damit aber auch die eigene Existenz gefährden? Die Bewegung der «Deutschen Christen» übernahm die Nazi-Ideologie und verriet den Glauben. Andere – wie Jo Karl Huber – wagten den Protest, grenzten sich ab oder gingen gar in den politischen Widerstand. Huber überlebte. Manch einer oder eine wurde inhaftiert oder gar hingerichtet.

Das Werk Hubers wirft die Frage auf, wie man sich als glaubender Mensch und als Kirche gegenüber lebensfeindlichen Mächten verhält. Mir ist eine Kirche lieb, die sich auch politisch einmischt und etwas riskiert – immer in der Gefahr, dabei auch Fehler zu machen.

Abb: Jo Karl Huber, Versuchung Jesu, Detail aus dem Fenster der Taufkapelle, Kirche St. Peter und Paul, Weil der Stadt, 1939. Foto: Adrix3000, 2013. Wikimedia Commons