Im Vorbeigehen
Im Durchschnitt gehen wir Menschen mit etwa 4,5 km/h durch unser Leben und kommen dabei täglich auf etwa 5500 Schritte. Die einen liegen etwas über diesen Werten, die anderen darunter. Doch wie viele von diesen Schritten setzen wir ganz bewusst? Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber ich mache sehr viele Wege quasi im «Vorbeigehen»: im Vorbeigehen noch schnell ein Brot fürs Abendessen besorgen, im Vorbeigehen einen Blick ins neugestaltete Schaufenster werfen, im Vorbeigehen der Nachbarin einen Gruss zurufen, im Vorbeigehen das schöne Abendrot wahrnehmen. Im Vorbeigehen geht aber auch das Leben an mir vorbei, weil ich allzu oft Ohren auf Durchzug und Augen auf mich gerichtet habe.
Ganz anders hat es Jesus angestellt. Mich berührt es, wie er es geschafft hat, auf seinen vielen Wanderungen durchs Heilige Land ganz präsent bei den Menschen zu sein. Denken Sie nur daran, wie er aus einer Menschenmenge heraus Zachäus entdeckt hat, der auf einen Baum gestiegen war, um ihn von dort aus – gut versteckt hinter Ästen – zu beobachten. Wie er an diesem unbeliebten Zollpächter nicht vorbeigegangen ist, sondern ihm Zuwendung und Aufmerksamkeit geschenkt hat. Aufmerksamkeit, die Zachäus die Möglichkeit geschenkt hat, sich zu verwandeln und neue Schritte im Leben zu gehen.
Vielleicht nutze ich die restliche Fasten- und Passionszeit dazu, weniger Dinge im Vorbeigehen zu erledigen, sondern meine Aufmerksamkeit ganz bewusst auf den Schritt zu richten, den ich gerade mache und auf den Menschen, dem ich in diesem Moment begegne.