Jesus als Gärtner

Eine berührende Szene erzählt das Johannesevangelium zur Auferstehung Jesu: Maria von Magdala steht voll Trauer und Verwirrung vor dem geöffneten Grab, als der Auferstandene erscheint und sie fragt: «Frau, warum weinst du? Wen suchst du?» Im ersten Moment glaubt sie, es sei der Gärtner, und erkennt Jesus erst, als er sie mit ihrem Namen anspricht. Daraufhin trägt Maria als Apostelin der Apostel die Botschaft von der Auferstehung weiter.

Jacob Cornelisz van Oostsanen, «Noli me tangere» von 1507 (Ausschnitt); Quelle Wikimedia Commons

Die Begegnung geschah für Maria in ungewohnter Umgebung. Der Leichnam ihres heimat- und besitzlosen Meisters war vom wohlhabenden Josef von Arimathäa im Felsengrab eines prächtigen Gartens beigesetzt worden, wie nur Leute der Oberschicht ihn sich leisten konnten. So ist Marias Irrtum, es handle sich um den Zuständigen für den Unterhalt der Grünanlage, nachvollziehbar.

Seit dem Hochmittelalter haben Künstler sich immer wieder dieser Geschichte zugewandt, und es ist eine Bildtradition entstanden, in der Jesus mit Gartenwerkzeug, z.B. einer Schaufel, dargestellt wird. Das Genre bekam den Namen «Noli me tangere», entsprechend dem Hinweis Jesu an Maria: «Halte mich nicht fest!»

Die Vorstellung von Jesus als Gärtner rührt mich an. In seinen Gleichnissen hat er oft von Bäumen und Pflanzen gesprochen, und in den Evangelien entdecke ich an vielen Stellen, wie er die Saat der Hoffnung, der Liebe und des Guten in die Herzen aussät, die kleinen Pflänzchen hegt und pflegt, bis sie stark genug sind, um selbst zu wachsen und zu erblühen. Auch das bedeutet für mich die Osterbotschaft, dass in jedem noch so totgeglaubten Herzen wieder etwas vom Guten aufkeimen kann, wenn wir unterstützend mit dem zarten Leben umgehen.