Kommunion des Atems

Ist Ihnen bewusst, dass sich in jedem einzelnen Ihrer Atemzüge auch Gasteilchen befinden, die bereits Jesus während seines Lebens vor rund 2000 Jahren eingeatmet hat? Der Wissenschaftsjournalist Stefan Klein hat sich in seinem empfehlenswerten Buch «Das All und das Nichts. Von der Schönheit des Universums» unter anderem mit dem Thema der unvorstellbar grossen Zahlen beschäftigt und hat – angelehnt an Überlegungen des italienischen Physikers Enrico Fermi – auf Seite 69 Folgendes vorgerechnet: Ein Atemzug besteht aus einem Viertelliter Luft und somit aus rund 1022 Molekülen Sauerstoff und Stickstoff, das ist eine Eins mit 22 Nullen. Ebenso viele Liter Luft gibt es in der gesamten irdischen Atmosphäre, und weil diese durch das Wetter in ständiger Bewegung ist, verbreiten sich die Teilchen mit der Zeit über die ganze Erde.

Die Atmosphäre von der Internationalen Weltraum-station aus aufgenommen, im Hintergrund der aufgehende Mond; Quelle: Wikimedia Commons

Wir atmen also Luft, die bereits Jesus geatmet hat – und auch die Heiligen wie Mutter Maria, Klara und Franziskus, oder andere grosse Menschen wie Gautama Buddha, Mohammed und Mahatma Gandhi. Mehr noch: Mit dem Kohlenstoffdioxyd atmet der Mensch aus, was einmal in anderer Zusammensetzung Teil seiner physischen Existenz war. Wir nehmen im Lauf unseres Lebens also auch etwas vom Köper dieser bedeutenden Personen auf. Es ist wie eine Kommunion durch den Atem, eine wissenschaftlich belegbare Realpräsenz in homöopathischer Dosis sozusagen.

Natürlich muss erwähnt werden, dass wir den Atem genauso mit den grössten Schurken und Übeltätern der Geschichte teilen. Doch das taten die grossartigen Menschen auch. Wir haben jederzeit die Wahl, wen wir in uns wirksam werden lassen wollen. Auf jeden Fall hat die Überlegung von Stefan Klein mich wieder einmal darüber staunen lassen, wie gross die Verbundenheit von allem ist.