Kreuz ohne Jesus

Das Kreuz ist das Ursymbol der christlichen Religion. Jesus – der Sohn Gottes – ist an einem Kreuz gestorben. Sein Leiden verstehen Christinnen und Christen als Zeichen der ganz besonderen Nähe Gottes zu den Menschen, die auch Schmerz, Krankheit und Sterben nicht ausklammert. Und indem Jesus nach dem Bekenntnis der Evangelien an Ostern auferstanden ist, können Christ:innen darauf vertrauen: Nicht einmal der Tod steht noch zwischen Mensch und Gott.
Deshalb sieht man das Kreuz auf Kirchtürmen, in Kirchenräumen, als Abzeichen oder Schmuckstück.

Besonders in katholischen Kirchen wird es meist mit dem daran hängenden Jesus dargestellt. Man nennt es Kruzifix.

Mich spricht das Kreuz ohne Jesus mehr an, was wohl auch damit zu tun hat, dass ich reformiert bin.
Mir gefällt, dass es so zu einem ganz einfachen, reduzierten Zeichen wird und gar nicht versucht, mehr zu zeigen. Denn die Frage stellt sich natürlich: Kann man ein Geschehen wie die Kreuzigung überhaupt angemessen darstellen? Auf jeden Fall handelt es sich dabei immer um Interpretationen.
Das Kreuz als einfaches Zeichen ist dagegen eine bewusste Leerstelle: Es verweist auf jemanden, der fehlt. Und gerade durch sein Fehlen wird mir seine Präsenz besonders bewusst. Eine Präsenz, die letztlich nicht zeigbar ist. Die Gegenwart Jesu ist nicht zu fassen. Er ist nicht am Kreuz hängen und nicht im Tod liegen geblieben. Es gilt, ihn im Leben zu suchen.

Abb: https://pxhere.com/de/photo/731683