Mittendrin

«Die Fische eines Flusses sprachen zueinander: ‹Manche sagen, dass unser Leben vom Wasser abhängen soll. Was ist denn dieses Wasser? Wir haben niemals Wasser gesehen.› Einige waren klüger als die anderen und antworteten: ‹Draussen im Meer soll ein Fisch leben, der alle Dinge weiss. Lasst uns zu ihm schwimmen und ihn bitten, dass er uns das Wasser zeigt.› Eine Gruppe machte sich also auf in Richtung Meer. Schliesslich fanden sie den weisen Fisch und brachten ihm ihr Anliegen vor. Der alte Fisch hörte sie an und sagte dann: ‹Wie soll ich euch Wasser zeigen? Ihr bewegt euch ja darin und lebt darin. Aus dem Wasser kommt ihr, im Wasser endet euer Leben. Alles, was euch umgibt, ist Wasser, und ihr merkt es nicht einmal.›»

Bild von Zhu Bing auf pixabay.com

Diese sinnbildliche Geschichte stammt vom indischen Jesuitenpater Anthony de Mello und er fährt fort: «Wenn wir auf der Suche nach Gott sind, so hören wir: Alles ist Gott. Alles Leid ist Gott und alles Glück. Alles Schicksal ist Gott, und alle Mühe, es zu bestehen, ist auch Gott. Nichts ist, das nicht in Gott wäre. Was auch könnte bestehen ausser in Gott?»

Mich erinnert diese Geschichte an Worte des Apostels Paulus: «Die Menschen sollten Gott suchen, ob sie ihn ertasten und finden könnten; denn keinem von uns ist er fern. Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir; wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben: Wir sind von seinem Geschlecht.» (Apostelgeschichte 17,27f) Diese Beschreibung der göttlichen Allgegenwart und unserer Zugehörigkeit zu ihm erscheint mir wunderbar. Zugleich provoziert sie mich angesichts des leidvollen und ungerechten Zustands der Welt. Als Erklärung taugt diese Sichtweise wohl nicht. Aber ein vorbehaltloses Ja zu ihr verändert alles: Was immer mir in meinem Leben geschehen mag, mittendrin in Gott wird es mir letztlich nicht schaden können.