Vom Glauben singen
Wo tauschen sich Menschen heute über ihren Glauben aus?
Ich selbst mag darüber nicht mit irgendwem in aller Öffentlichkeit reden. Zu oft habe ich erlebt, wie schnell ein solches Gespräch im Verurteilen des Gegenübers und im Beharren auf vorgefassten Meinungen steckenbleibt. Und es gibt für mich nichts Unerfreulicheres, als wenn in Leserbriefen über religiöse Themen gestritten wird.
Doch zum Glück geht es auch anders. Auf der Suche nach neuen musikalischen Ideen unternehme ich gerne Streifzüge durch Youtube und entdecke dort im Bereich der geistlichen Musik immer wieder absolute Kostbarkeiten. Ganz egal, ob jemand als Amateur zur eigenen Gitarrenbegleitung ein Lied singt, ob ein Orgelstück erklingt oder eine A-capella-Gruppe einen Gospel neu interpretiert: Musik und Lieder können meinen Glauben auf ganz andere Weise wecken und stärken als wortreiche Argumente. Und beim Lesen der Kommentare stelle ich fest, dass es anderen genau so geht. Da versucht niemand seine Meinung gegenüber anderen durchzusetzen. Es wird einfach authentisch davon erzählt, welche Wirkung die Musik für einen selbst hat. Eine Zuhörerin tröstet etwa ein Lied in der Trauer um einen geliebten Verstorbenen. Einem anderen gibt die Musik trotz vieler Zweifel das Gefühl von Geborgensein in einer höheren Macht.
«Wer singt, betet doppelt.», soll schon der Kirchenvater Augustin gesagt haben. Und ich möchte ergänzen: «Wer singt, bringt auch andere dazu zu beten.»