Was sollen bloss die anderen denken?
Ein 91-jähriger Mann hat mir erzählt, dass er ein für seine Generation sehr ungewöhnliches Leben geführt hat. Er hat sich in eine deutlich ältere Frau verliebt, sie geheiratet und eine Familie mit ihr gegründet. «Was sollen bloss die anderen denken?», war zu Beginn der Beziehung eine der bohrenden Fragen. «Aber ich habe es trotzdem gemacht», sagte er zu mir. «Und das war gut so.»
Heute feiern Christen den Josefstag. An ihm erinnern sie sich an Josef; an den Mann, der Jesus als Vater ins Leben begleitete. Obwohl in der Bibel nicht allzu viel über ihn niedergeschrieben ist, weiss man doch, dass er Bauhandwerker war und dass er eine Verlobte mit dem Namen Maria hatte, die vor der Hochzeit ein Kind erwartete, das nicht von ihm sein konnte. Still und leise beschloss Josef, sich von seiner Verlobten zu trennen, um sie nicht, wie es im Evangelium heisst, «blosszustellen». Ein Engel, den ihm Gott gesandt hat, brachte ihn von diesem Vorhaben ab. «Fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen», sagte der Engel zu ihm (Mt 1, 20) und wir wissen: diese Worte haben bewirkt, dass Josef an der Seite seiner Frau und seines Sohnes blieb.
Für mich sind die Lebensgeschichten beider Männer sehr berührend. Vor allem deshalb, weil beide gezeigt haben, dass sich die Frage, was andere über einen denken, nicht zu stellen lohnt. Viel wichtiger ist es, an den Menschen festzuhalten, die man liebt und für sie ein Wagnis einzugehen.