Weil wir Menschen sind

Das Attentat eines muslimischen Jugendlichen an einem jüdischen Mann vom vergangenen Samstag hat mich schockiert. Es ist ein Skandal, dass meine jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Zürich nicht mehr sicher sind. Mich macht es wütend, wenn jemand die Glaubensfreiheit in unserem Land missbraucht, um sie zu zerstören. Ich kann nicht verstehen, wie ein Teenager einen solchen Hass entwickelt, und unzählige Male auf einen Menschen einsticht, nur weil er Jude ist. Zum Glück haben Umstehende besonnen reagiert, den Täter festgehalten und dem Opfer erste Hilfe geleistet.

Die goldene Regel als Inschrift am Gewandhaus in Braunschweig.
Bild: wikimedia commons

Wenn ich diesem religiös motivierten Hass etwas entgegnen will, kommt mir als Erstes die «Goldene Regel» in den Sinn. Im Volksmund lautet sie: «Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.» Jesus selbst hat sie positiv formuliert: «Was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen.»

Die Goldene Regel ist nicht nur in vielen Religionen überliefert. Auch Philosophen haben zu allen Zeiten ihre Version der Goldenen Regel als ethische Grundlage für alle Menschen formuliert. Und so möchte auch ich mit dieser Regel meinen Appell für mehr gegenseitigen Respekt an alle Menschen auf der ganzen Welt richten. Nicht weil wir Christen, Muslime, Juden, Buddhisten oder Hindus sind, müssen wir uns daran halten, sondern weil wir Menschen sind.