• Leiser Neubeginn

    Mit dem vergangenen Sonntag ist das Kirchenjahr zu Ende gegangen. In den reformierten Gottesdiensten hat man sich an die Verstorbenen erinnert, so wie das bei den Katholiken Anfang November geschieht. Am nächsten Sonntag wird die erste Kerze am Adventskranz angezündet und damit der Beginn des neuen Kirchenjahres angezeigt.Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass ich mich in dieser Woche wie in einer Zwischenzeit befinde. Obwohl das Leben mich mit seinem Tempo vorantreibt, habe ich das Bedürfnis innezuhalten. Wenn ich als Chorleiter beim Einsingen die Aufmerksamkeit der Sängerinnen und Sänger auf den Atem lenke, sage ich manchmal: «Wartet nach dem Ausatmen erst einen Moment, bevor Ihr wieder mit Einatmen beginnt!» In diesem…

  • Schöpfungskrippe

    Vom 30. November 2023 bis zum 8. Januar 2024 kann in der Bahnhofkirche zu den Öffnungszeiten die Schöpfungskrippe des peruanischen Künstlers Maximiniano Ochante besichtigt werden.Kein Ochs und kein Esel sind bei dieser Weihnachtskrippe zu erkennen. Aber ganz viele andere Tiere tanzen wie in einem Strudel um die Heilige Familie in der Mitte. Ihre paarweise Anordnung erinnert an die alttestamentliche Geschichte der Arche Noah. Und am oberen Bildrand verweist der Künstlermit der Darstellung von Gottvater, Sonne, Mond und Sternen auf den Anfang der Zeiten. Maximiano Ochante Lozano stammt aus Ayacucho, Peru. Dieser Ort in den Anden ist bekannt für die sogenannten «retablos». Wie der Name andeutet, sind diese den kirchlichen Altarbildern nachempfunden,…

  • Ein fröhlich Herz

    Wenn ich mich in schwierigen Zeiten nach mehr Fröhlichkeit und Leichtigkeit sehne, kann mich manchmal ein Lied besser aufheitern als blosse Worte. Es muss gar nicht eine besonders fröhliche Melodie haben. Schon allein die Tatsache, dass ich Worte singe und nicht nur sage oder stumm lese, lässt mich durchatmen und mein Herz leichter werden. Das Lied «Nun danket all und bringet Ehr» von Paul Gerhardt hat auf mich eine solche Wirkung. In meiner früheren Gemeinde haben wir es oft im Morgengebet gesungen. Text und Melodie sind einfach, fast simpel. Vielleicht gerade deshalb gab es immer eine Aussage, die mich neu berührte und die im Lauf des Tages nachklang. In der…

  • Flugscham war einmal

    «Ich weiss schon, dass fliegen nicht gut ist. Aber dieses Jahr habe ich so viel gearbeitet. Da darf ich mir doch auch mal etwas gönnen.» Solche oder ähnliche Äusserungen habe ich in letzter Zeit immer wieder gehört. Corona hat zwar gezeigt, dass eine Welt mit viel weniger Flugverkehr möglich ist. Aber die Passagierzahlen sind bereits über das Vor-Corona-Niveau gestiegen. CO2-Zertifikate beruhigen nur das schlechte Gewissen der Passagiere, verkleinern aber nicht den CO2-Ausstoß.(Bild von pxhere) Leute, die sich vorgaukeln, man könne ohne schlechtes Gewissen fliegen, zahlen einen Aufpreis, um den CO2-Ausstoß zu «kompensieren». Eine Firma, die das Geld dieser Aufschläge erhält, ist die Firma Blue Carbon mit Sitz in Dubai. Diese…

  • Liebe auf Vorrat

    Nur wer rechtzeitig vorsorgt, geht am Ende nicht leer aus. So könnte man die Aussage des Gleichnisses von den klugen und törichten Jungfrauen in einem Satz zusammenfassen (Matthäus 25, 1-13). Es ist eine Geschichte, die mich mit Fragen zurücklässt. Ich weiss nicht, ob ich zu den Klugen gehören würde, die genügend Öl mitgenommen haben, um auch nach langem Warten den Bräutigam mit brennenden Lampen empfangen zu können, oder zu den anderen, die nicht mehr hereingelassen werden, weil sie sich durch das Nachkaufen von Öl verspätet haben. So ist das Leben. Was man durch schlechte Planung verpasst hat, kann man nicht nachholen. Des-halb ist es wichtig vorzusorgen. Doch wovon soll ich…