• Hoffnung, wirklich

    In kirchlichen Kreisen geht uns das Wort „Hoffnung“ immer verdächtig leicht über die Lippen. Eigentlich ist es oft nur eine Floskel, nicht wirklich mit Inhalt unterfüttert. Deshalb hat mich ein Beitrag aus der Ukraine im Onlinemagazin „Republik“ so angesprochen. Der Fotograf Lesha Berezovskiy lässt darin junge Menschen auf das Kriegsjahr 2022 zurückblicken und über die Zukunft nachdenken. Lina (33) schriebt u.a.: „Ich schätze kleine, einfache Dinge wie den ersten Kaffee am Morgen, denn selbstverständlich sind sie nicht mehr in einem Land, in dem jeden Tag Menschen umkommen. […] Was wir tun können, ist Verantwortung übernehmen für unsere Zukunft und unsere Werte. Sie sind die Identität, die wir mit erhobenem Kopf…

  • Wir Narren unterm Stern

    16. März – klingelt da was bei Ihnen? Heute vor drei Jahren verordnete der Bundesrat aufgrund der Coronapandemie den ersten Lockdown. Das scheint schon weit weg. Schnell hat sich das Leben normalisiert. In der katholischen Kirche St. Peter und Paul im deutschen Weil der Stadt wurde für eine gotische Figurengruppe, die die Anbetung des Christuskindes durch die drei Könige darstellt, ein neuer Altar geschaffen. Anfangs 2021, mitten in der Corona-Zeit, schloss der Künstler Dieter Gross die Arbeit mit der Predella – dem „Sockelbild“ – ab. Und er machte das aktuelle Geschehen zum Thema. Zu sehen sind Menschen mit Narrenkappen und -kostümen, die gebannt, skeptisch oder schlicht panisch auf das Coronavirus…

  • Gegen Schmerz

    Der Trainingsraum im Physiotherapiezentrum ist vertraut. Seit Monaten absolviere ich hier regelmässig mein Programm: Hantel heben, Beinpresse, Zugapparat… Die Umstände, die dazu geführt haben, lassen mich in vieler Hinsicht staunen. Zum einen wundere ich mich, wie viele Beschwerden eine minime Veränderung im Körper auslösen kann. Durch Abnutzung in der Wirbelsäule entsteht an einer winzigen Stelle eine Verdickung des Knochenmaterials und dieses drückt in den Spinalkanal. Ergebnis: Starke Rückenschmerzen, Kribbeln in den Beinen oder gar Sensibilitätsstörungen beim Gehen. Völlig unverhältnismässig! Hoch beeindruckt bin ich aber auch von den Fähigkeiten des Körpers, solche Schwachstellen zu kompensieren. In der Physiotherapie wurden die Muskeln rund um die Lendenwirbel gezielt gestärkt. Dies führte zur Entlastung…

  • Enttäuscht euch!

    Bei der Vorbereitung von Trauungen habe ich Paare manchmal gebeten, je für sich die Geschichte ihrer Beziehung bildlich darzustellen. Dabei sollten sie auch versuchen, sich die gemeinsame Zukunft „auszumalen“. Es war dann immer spannend, beim Traugespräch zu sehen, wie ähnlich oder auch unterschiedlich die gemeinsame Geschichte und die Vorstellungen für die Zukunft dargestellt wurden. Daraus ergaben sich gute Gespräche über die Wahrnehmung der Beziehung und die Erwartungen an die Ehe. Manchmal fragte ich die Paare auch, wo sie Stolpersteine, also mögliche Probleme für ihr weiteres Zusammenleben sehen würden, auf die es besonders zu achten gelte. Einen Mann traf ich einige Jahre nach der Trauung zufällig wieder und er sagte mir,…

  • Gelobt seist du, Niemand

    „Niemand knetet uns wieder aus Erde und Lehm,/ niemand bespricht unsern Staub./ Niemand.// Gelobt seist du, Niemand./ Dir zulieb wollen/ wir blühn./ Dir/ entgegen.“ Paul Celan war ein jüdischer Lyriker, der seine Eltern im Konzentrationslager verloren hat. Sein Schreiben ist geprägt vom Schrecken des Holocaust. Immer wieder nimmt er dabei Motive des jüdisch-christlichen Glaubens auf. So auch im Gedicht „Psalm“, dessen erste beiden Strophen oben zitiert sind. Meisterhaft springen diese Worte von der Vernichtung – dem Nichts und Niemand der Existenzlosigkeit – zu einem Leben, das diesem „Niemand“ entgegenwachsen kann, das ihm zuliebe – aus dem Nichts heraus – erblüht. Am Anfang der Bibel schafft Gott den Menschen aus Lehm…