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Wer nicht reist, kommt nie an
Kürzlich bin ich auf ein Werk der norwegisch-nigerianischen Künstlerin Linda Lamignan gestossen. Es trug den Titel „Those who do not travel never arrive: I did not come alone“. Ich blieb am ersten Satz des Titels hängen, der frei übersetzt so lautet: „Wer nicht reist, kommt nie an.“ Genau! Das ist einer der Gründe, weshalb ich das Reisen liebe: unterwegs sein, unbekannte Gegenden kennenlernen, andere Sprachen hören, mich selbst in diesen fremden Zusammenhängen erfahren. Und immer wieder irgendwo ankommen. Müde nach einem langen Flug, und mit der ganzen Unsicherheit: Wie ist das jetzt hier? Wo ist die reservierte Unterkunft? Ist das ein guter Ort? Ich kenne niemanden, ich kann mich hier…
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Ins Gesicht geschlagen
Das heutige Gast-Weg-Wort unter dem Motto «Am Hauptbahnhof erlebt» stammt von Valeria Gut, die in einer Apotheke im Hauptbahnhof arbeitet. Einmal kam ein Mann zu uns in die Apotheke; mit abgetragenen und fleckigen Kleidern. Ich konnte ihm ansehen, dass er sicher einige Tage und Nächte auf der Strasse verbracht hatte. Ein Auge war blutunterlaufen und geschwollen, und eine grosse, frisch genähte Wunde zog sich über seine Stirn. Er muss Schreckliches erlebt haben. Jemand hatte ihn mitten ins Gesicht geschlagen. Welch Brutalität! Die Gewalt, die ihm angetan wurde, machte mich zutiefst betroffen. Der Mann fragte nach einer Creme für sein Auge. Eine passende war schnell gefunden. Es galt, sie sehr vorsichtig…
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Wolke in der Kirche
Wenn man die Predigerkirche in Basel besucht, sieht man im Chor und über dem Altar – frei im Raum hängend – ein unerwartetes Objekt. Tatsächlich: Das ist eine Wolke! Aus Glas geblasen und teilweise sandgestrahlt. Eine Wolke, und kein Kreuz, keine Christusdarstellung, wie man es eher erwarten würde. Das Kunstwerk befindet sich seit August 2022 dort und wurde von derselben Künstlerin geschaffen, deren Arbeit „Listen to the Flowers“ im Weg-Wort vom 14. September Thema war: Ursula Palla. Die christkatholische Kirche Basel-Stadt hat die „Wolke“ aus verschiedenen Vorschlägen zur Neugestaltung des Altarraums ausgewählt. Das ist bemerkenswert! Wolken verdecken ja etwas. Sie verhindern Sichtbarkeit. Nach jüdisch-christlichem Verständnis sind sie deshalb auch ein…
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Auf Disteln hören
Abb: Ursula Palla, Listen to the Flowers, 2022, Polizei- und Justizzentrum Zürich. Foto: Privat
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honigsilbe
Abb: Adrian Bütikofer, Und mittendrin ist Licht, 2023, Bahnhofkirche Zürich, Detail. Foto: Adrian Bütikofer