• Eine Schöpfungskrippe in der Bahnhofkirche

    Seit gestern kann in der Bahnhofkirche wieder eine Krippe entdeckt werden. Sie stammt aus Peru, wurde vom Künstler Maximiano Ochante Lozano geschaffen und ist eine Leihgabe des Krippenmuseums in Stein am Rhein. Aber es handelt sich um viel mehr als um eine Krippe. Was hier nicht alles zu sehen ist! Gott der Schöpfer rechts oben. Sonne, Mond und Sterne, unglaublich viele Tiere. Pflanzen, Wasser, ein Berg. Die Tafeln mit den 10 Geboten. Und dann doch auch – im Zentrum – die Heilige Familie. Gewichtige Themen des Glaubens werden aufgenommen: Die Schöpfung der Welt durch Gott, der Himmel und Erde, Wasser und alle Lebewesen schafft. Dann fällt aber auf, dass die…

  • …wird dies mein Auge Gott doch sehn

    November, und sie war alleine auf Rhodos. Sie hatte dringend eine Auszeit gebraucht. Die Trennung von ihrem Mann, der Auszug in eine kleine Wohnung, dazu die viele Arbeit. Das war zu viel gewesen. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie allein in den Ferien. Jetzt sass sie an diesem endlos langen Strand, nirgends jemand zu sehen. Vor ihr das Meer, die Wellen, die in regelmässigem Rhythmus auf sie zurollten und im Sand ausliefen. Sie hatte den Kopfhörer aufgesetzt und hörte den Messias von Händel. „Ich weiss, dass mein Erlöser lebet…“, sang eine Frau. So innig, so feierlich klang das in ihren Ohren. Und sie hörte und schaute über den…

  • Ein anderer Raum

    “Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“ Die Besinnungen und das Abendgebet in der Bahnhofkirche beginne ich jeweils mit dieser Formel. Mit dem Fachbegriff bezeichnet man sie als „Invocatio“, was „Anrufung“ bedeutet. Gott wird angerufen. Und so ist es ja eigentlich in jedem christlichen Gottesdienst. Damit will man zum Ausdruck bringen, in wessen Namen die Feier stattfindet. Im Verlaufe der Jahre ist mir die Invocatio wichtiger geworden. Vielleicht, weil gleichzeitig mein Glaube immer alltäglicher und nüchterner geworden ist und ich mich viel mit pragmatischen Dingen des Lebens beschäftige. Da tut es mir gut, zu Beginn einer Besinnung einen Wechsel zu markieren. Was wir jetzt tun,…

  • Der Griff nach der Welt

    Das Bild zum heutigen Weg-Wort zeigt eine Frau mit einem Kleinkind. Sie zieht den Zweig eines Apfelbaums zu dem Kind, und dieses greift nach der Frucht. Schön und idyllisch wirkt, was die amerikanische Malerin Mary Cassatt da 1893 geschaffen hat. Oft hat sie Bilder aus dem Leben von Frauen gemalt. Und wichtig war ihr das Thema „Mutter und Kind“. Aber halt mal! Eine Frau, eine idyllische Umgebung und ein Baum mit verlockenden Früchten? Wer sich ein bisschen in der Welt des jüdisch-christlichen Glaubens auskennt, merkt, dass dieses Bild nur vordergründig harmlos ist. In der sogenannten „Sündenfall-Erzählung“ im Buch Genesis ist es Eva, die erste Frau, die sich dazu verleiten lässt,…

  • WWF

    Im Rahmen des kirchlichen Unterrichts liess ich vor längerer Zeit Schüler:innen Plakate gestalten. Sie sollten darstellen, was ihnen wichtig war, was ihnen wirklich am Herzen lag. Als wir die Resultate besprachen, zeigte ein Schüler stolz seine Kreation, auf der das Kürzel WWF zu sehen war. Ich freute mich und bestätigte, dass das Engagement des World Wide Fund for Nature für unsere Umwelt etwas ganz Zentrales sei. Da unterbrach er mich und erklärte, er meine etwas anderes, nämlich die World Wrestling Federation. Das ist eine Organisation, die Wettkämpfe veranstaltet, in denen sich muskelbepackte Männer auf scheinbar brutalste Art und Weise bekämpfen. In Wahrheit sind diese Kämpfe jedoch professionell einstudierte Shows. Das…